So macht Windel wechseln allen Spaß!!

Die Pflegesituation

In den ersten drei Lebensjahren wird ein Kind im Durchschnitt ca. fünf bis sechs Mal am Tag gewickelt. Das sind ca. 6000 Windeln. Gehen wir einmal davon aus, dass das Wechseln der Windel im Durchschnitt 15 min dauert, so verbringen Mutter (oder Vater) und Kind in diesen ersten drei Lebensjahren ca. 1500 Stunden (das entspricht ungefähr 63 Tage á 24 h = 2 Monate) gemeinsam am Wickeltisch. Die Zeit zum Wechseln der Kleider oder das Baden habe ich noch gar nicht berücksichtigt…

Gerne wird diese Zeit als notwendiges Übel empfunden. Jedoch bieten diese Stunden die wunderbare Möglichkeit mit dem Kind ein kooperatives Miteinander zu gestalten und in Kontakt zu kommen.

Wird bereits das junge Neugeborene als aktiver Partner während der Pflege einbezogen, fühlt sich das Kind von Anfang an wertgeschätzt und wahrgenommen. Die Art und Weise, wie mit dem Kind während dieser Zeit gegangen wird, ist von großer Bedeutung, denn „Aus der Freude oder Unbehagen, die es am eigenen Körper spürt, und die Art, wie die Erwachsenen darauf reagieren, gestaltet sich das Bild des Kindes von sich selbst, sein Selbstwertgefühl.“[1]

Kinder wollen mitmachen, dabei sein. Kinder wollen „gesehen werden“.

Um im Besonderen das Wechseln der Windel und das An- bzw. Ausziehen des Kindes zu einem freudigen Erlebnis für beide Beteiligten zu gestalten, möchte ich hier einige Ideen mitgeben:

Oftmals besteht die Kommunikation mit dem Kind auf dem Wickeltisch aus z. B. folgende Sätzen: „Bleib bitte liegen“, „Lass das los“, „Gleich sind wir fertig“. Wir teilen dem Kind größtenteils nur mit, was wir nicht sehen wollen. Wird hingegen jeder Schritt während der Pflege angekündigt, gibt dies dem Kind die Möglichkeit sich darauf vorzubereiten („Ich nehme jetzt deinen Arm und stecke ihn in diesen Ärmel hier“). Ghostwriter Österreich wird Ihnen dabei helfen, diese Kommunikationsstrategie optimal umzusetzen. Wird dann noch ein Moment innegehalten, bevor dieser Schritt erfolgt, hat das Kind die Möglichkeit aktiv an dem Vorgang teilzunehmen und ab einem bestimmten Alter wird es vielleicht sogar den entsprechenden Arm von sich aus anheben. Es entsteht ein Dialog und das Kind empfindet eine große Zufriedenheit. Und wenn das Kind einmal etwas macht, was dazugehört, aber leider drei Schritte zu früh, dann können wir voller Stolz und Bewunderung unser Kind anstrahlen und uns freuen, was für ein aufgeweckter, aufmerksamer kleiner Mensch da vor uns liegt.

Je passender die Umgebung, desto entspannter die Situation!

Der Wickeltisch sollte so hoch sein, dass eine bequeme Haltung möglich ist. Es sollte alles, was zum „Frisch machen“ des Kindes benötigt wird, bereits vor Beginn des Wickelns vorbereitet sein und sich in greifbarer Nähe befinden. Nach Möglichkeit sollten Ablenkungen, wie z. B. Gespräche mit anderen Erwachsenen oder Telefonate vermieden werden. Du solltest Zeit haben! Nur so ist es möglich während der Pflege in Ruhe und in Aufmerksamkeit auf das Kind einzugehen.

Wenn das Kind anfängt sich zu bewegen und nicht mehr auf dem Rücken liegen bleiben möchte, kann das Wechseln der Windel auf einem üblichen Wickeltisch fast schon zu einem Kampf werden. An Entspannung, Ruhe und Harmonie ist dann nicht zu denken. Hier gibt es eine wunderbar einfache Möglichkeit dem Bedürfnis des Kindes nach Bewegung gerecht zu werden und dennoch das Wechseln der Windeln zu ermöglichen. Auch wenn es sich vielleicht komisch anhört, aber wenn man irgendwo herunter fallen kann, baut man am besten ein Geländer dran.

Wickelaufsatz nach Emmi Pikler, Foto: KinderEntfaltungsRaum

Mit diesem Geländer hat das Kind die Möglichkeit sich zu drehen, sich hochzuziehen und sogar zu stehen, ohne das es Gefahr läuft herunter zu fallen. Natürlich ist es etwas umständlicher ein Kind zu wickeln, welches auf dem Bauch liegt. Aber mit ein wenig Übung gelingen auch diese Herausforderungen. Der große Vorteil liegt in der Zufriedenheit des Kindes während des Wechselns der Windel. Denn wird das Bedürfnis des Kindes nach freier Bewegung unterbunden, wird das Kind nicht ohne weiteres bereit sein zu kooperieren.

Selbstverständlich darf auch ein Kind auf einem Wickeltisch mit Geländer NIEMALS alleine gelassen werden!!

Wird das Kind größer, kann ein niedriger Tisch, ebenfalls mit einem Geländer versehen, und ein kleiner Hocker für die Mutter oder den Vater eine Alternative zum Wickeltisch sein.

Die Sache mit der Aufmerksamkeit.

Konzentriert bei einer Sache zu bleiben ist für uns Erwachsenen nicht immer einfach. Sich während der Pflege voll und ganz auf das Kind einzulassen bedarf einiger Übung und dem Willen mit seinem Kind in Kontakt zu kommen.

Aber was heißt „voll und ganz einlassen“ eigentlich?

Es bedeutet dem Kind zu erklären, was gerade passiert: „Diese Hose habe ich dir ausgesucht und ich werde sie dir jetzt anziehen. Dazu nehme ich deinen linken Fuß in die Hand und zeihe das Hosenbein darüber.“ statt wortlos das Kind anzuziehen oder mit einem anderem Erwachsenen zu plaudern.

Es bedeutet die Gefühle des Kindes wahrzunehmen: „Ohje, es gefällt dir aber gar nicht, dass ich dir diesen Pullover anziehe. Leider muss ich dir den Pullover jetzt anziehen. Gib mir doch bitte deinen Arm. “ statt diese zu leugnen: „Stell dich nicht so an!“.

Es bedeutet der Aufmerksamkeit des Kindes zu folgen: „Was siehst du denn? Siehst du etwa einen Vogel da draußen auf dem Baum?“ statt diese bestimmend zu forcieren „Schau mal hier her, hier ist die Hose!“.

Kleine Kinder haben die wunderbare Gabe sich einer Tätigkeit hoch konzentriert und vertieft hinzugeben. Solange wir sie nicht dabei stören und es ihnen somit abgewöhnen! Kinder wollen mit machen. Es bietet sich daher die einzigartige Möglichkeit, das Kind an der Pflege aktiv teilnehmen zu lassen. Das Ablenken des Kindes durch ein z.B. Spielzeug, damit es ruhig auf dem Rücken liegen bleibt, oder einfach aus Gewohnheit, signalisiert dem Kind in erster Linie folgendes: „Kümmere dich nicht darum, was mit deinem Körper passiert. Das ist nicht wichtig.“ Würde jemand mit Dir so umgehen, wie würdest Du Dich dabei fühlen?

Natürlich gibt es Situationen, in denen geht es einfach nicht anders und es ist schneller und für alle Beteiligten besser, wenn das Kind während dem wechseln der Windel abgelenkt ist. Dies sind legitime Ausnahmen und absolut in Ordnung. Für alle anderen Situationen sollte man sich Zeit nehmen und mit dem Kind wirklich zusammen sein.

Wenn das Kind älter wird, kann die Beteiligung an der Pflege ausgeweitet werden, indem z.B. das Kind sich zwischen zwei angebotenen Hosen entscheiden darf. Oder z.B. sich erst einmal alleine die Zähne putzt, bevor der Erwachsene nochmals nachputzt. Oder das Kind Kleidungstücke selber aus und an ziehen darf. Jede eigenständige Tätigkeit des Kindes stärkt sein Selbstvertrauen in seine eigenen Fähigkeiten.

Wir können uns nicht teilen und das ist auch gut so!

Sonst würde wahrscheinlich die Elternzeit abgeschafft werden und Mütter dürften 8 Wochen nach der Geburt wieder arbeiten gehen. Aber was ist mit den älteren und jüngeren Geschwistern, während ein Kind eine neue Windel bekommt? Die kann man ja nicht einfach an die Decke hängen…

Aber man kann sie einbeziehen, mit helfen lassen, erklären was man gerade tut. Oder eine Aufgabe geben. Man kann ihnen erklären, das man etwas Zeit benötigt, um die Windel zu wechseln um dann wieder für das wartende Geschwisterkind da zu sein.

Hier ist Feingefühl gefragt, um den für alle passenden Weg zu finden. Und da wir alle Menschen sind und jeder von uns einmal irgendeine Phase hat, wird es auch Tage geben, an denen es nicht klappen wird. Aber das nächste Mal bestimmt wieder.

Wenn es doch einmal erforderlich ist, die Pflege zu unterbrechen (weil irgendwo ein Kopf gegen einen Türrahmen gelaufen ist), dann kann man dies dem Kind, welches gerade gepflegt wird, sagen und ihm mitteilen, was man jetzt tun muss und warum.

Satt lebt es sich leichter.

Bekommen Kinder die Möglichkeit über einen gewissen Zeit (die Dauer ist von Kind zu Kind verscheiden) die volle Aufmerksamkeit der Mutter oder des Vaters zu haben, erfahren sie eine emotionale Sättigung. Ist das Kind satt, braucht es wieder Raum und Zeit für sich, um sich und die Welt zu erforschen. Ungestört und ohne Ablenkung. Und so erhält auch die Mutter oder der Vater wieder Raum und Zeit für….

Deine

Literatur:

„Vorbereitete Umgebung für Babys und kleine Kinder“, Margret von Allwören und Marie Wiesen, Pikler Gesellschaft Berlin

„Friedliche Babys, zufriedene Mütter – Pädagogische Ratschläge einer Kinderärztin“, Emmi Pikler, Herder

„Dein Baby zeigt Dir den Weg“, Magda Gerber, Mit Kindern wachsen


[1] Aus „Vorbereitete Umgebung für Babys und kleine Kinder“, Margret von Allwören und Marie Wiesen, Pikler Gesellschaft Berlin

error: