Immer wieder – Eine Chance

Immer wieder. Wir Eltern reden uns den Mund fusselig…

Aber das größere Geschwisterkind schlägt zu. Immer wieder wird das kleinere Geschwisterkind mit der Hand ins Gesicht oder auf den Kopf geschlagen. Natürlich wissen wir, dass hier Eifersucht im Spiel ist. Natürlich wird unmittelbar reagiert. Natürlich verwenden wir eine positive Formulierung. Natürlich fragen wir, warum gehauen wird und zeigen somit Interesse an dem „Täter“. Natürlich werden alternative Handlungsmöglichkeiten angeboten, um das jüngere Kind aus der Schusslinie zu bringen.

Dennoch. Immer wieder. Und es wird sogar schlimmer. Die Frequenz steigt. Kinder aus dem Kindergarten werden ebenfalls „grundlos“ geschlagen.

Das Thema „Aggression“ ist in aller Munde. Wir Eltern sollen auf das Kind zu gehen, versuchen seinen Schmerz hinter dieser Handlung zu erkennen: „Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liiiiiebe““ sangen schon „Die Ärzte“. OK. Verstanden. Also wird nach der „Tat“ geredet. Der „Täter“ wird in den Arm genommen. Das „Opfer“ beruhigt. Aber es passiert wieder. Immer wieder.

Und dann. Eines Tages. Der Geduldsfaden reißt! Bääm! Laut! Geräuschvoll! Mit Tränen! Der „Täter“ wird beschuldigt. Das „Opfer“ umsorgt. Doch dann stellt sich das schlechte Gewissen ein. Schon wieder sind wir in die Gewohnheitsfalle getappt. Dabei „wissen“ wir doch, dass das Schlagen eines kleinen Kindes ein Schrei nach Hilfe ist. Ein sehr lauter sogar! „Ich bin kurz davor durchzudrehn, aus Angst, dich zu verliern … und alles nur, weil ich dich liebe, und ich nicht weiß, wie ich‘s beweisen soll[1]“. Dieser lange Satz könnte in dieser kurzen Handlung verborgen sein. 

Und hier liegt der Vorteil von diesem „immer wieder“. Jetzt, in den ruhigen Minuten, in denen wir die Zeit haben nachzudenken, können wir das bisher Getane reflektieren. Auf seine Wirksamkeit prüfen. Feststellen, ob die bisherige Strategie erfolgreich war. Neue Ideen sammeln. Uns rüsten. Denn sie kommt wieder. Die Chance. Die Chance für uns Eltern zu wachsen. Unser Verhalten, unsere Vorgehensweise zu verändern und unseren Kindern zu zeigen, dass wir sie lieben. Immer und immer wieder.

Deine


[1] Zeilen aus dem Liedtext „Alles aus Liebe“ von „Die Toten Hosen“

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